Joseph Beuys: Der Künstler und die documenta-Stadt

Das Licht der Welt erblickte er vor 100 Jahren am Niederrhein, gelebt und gelehrt hat er in Düsseldorf. Doch in Kassel hat der weltbekannte Künstler Joseph Beuys eine ganz besondere künstlerische Heimat gefunden: Zwischen 1964 und 1982 war er fünfmal in Folge auf der documenta vertreten und hat hier immer wieder mit ungewöhnlichen Kunstaktionen Aufmerksamkeit erregt. Auch heute noch könnt ihr seinen Spuren an vielen Orten in der documenta-Stadt begegnen!

Künstler mit Hut. Kunst mit Mut.
Joseph Beuys auf der documenta

Joseph Beuys gehörte nicht zu den Künstlern, die ausschließlich ihre Werke für sich sprechen lassen. Im Gegenteil: Beuys war da! Er wollte selbst mit den Menschen reden, ihnen seinen Kunstbegriff erklären, mit ihnen diskutieren und Impulse für einen gesellschaftlichen Wandel geben.

Bei uns in Kassel konnten sich die documenta-Besucher gleich mehrfach davon überzeugen: 100 Tage lang war der Künstler mit dem unverwechselbaren Hut auf der documenta 5 (1972) in seinem „Büro für direkte Demokratie durch Volksabstimmung“ anzutreffen. Hier kam er mit Menschen aus Kassel und aller Welt ins Gespräch. Humorvoller Höhepunkt war ein „Boxkampf für direkte Demokratie“, für den Beuys mit einem Kunststudenten in den Ring stieg.

Fünf Jahre später richtete er dann im Fridericianum ein Diskussionsforum der von ihm gegründeten „Free International University“ ein. Auch hier war Beuys Tag für Tag anzutreffen. Mit seiner „Honigpumpe am Arbeitsplatz“ präsentierte er gleichzeitig eine Installation, die frischen Honig durch mehrere Räume des Museums fließen ließ – ein Symbol für kollektive Schaffenskraft.

All diese Aktionen waren, wie auch viele seiner weiteren Werke, für Beuys der Ausdruck eines erweiterten Kunstbegriffs, in dessen Mittelpunkt seine Idee der „Sozialen Plastik“ stand: Beuys war davon überzeugt, dass jeder Mensch ein Künstler ist und durch sein kreatives Handeln die Gesellschaft verändert. Durch sein eigenes künstlerisches Schaffen wollte er diesen Prozess anstoßen und mitgestalten. Das wohl spektakulärste Beispiel für eine Soziale Plastik sind Beuys‘ „7000 Eichen“, die das Kasseler Stadtbild bis heute prägen.


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Eine Gruppe von fünf Personen stehen vor der Fridericianum Kassel mit einigen der Beuys-Eichen im Hintergrund und Wow-Kassel-Würfel im Vordergrund

„7000 Eichen“: Lebendiges Grün und einzigartiges Kunstwerk

„Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung“: Unter diesem Motto schuf Joseph Beuys 1982 anlässlich der documenta 7 ein weltweit einzigartiges Kunstwerk, dem ihr an vielen Orten in Kassel begegnen könnt. Den ersten Setzling seiner „7000 Eichen“ pflanzte er selbst vor dem Fridericianum. Viele weitere sind gefolgt und haben sich inzwischen zu stattlichen Bäumen entwickelt. Erkennen könnt ihr diese übrigens an einer schwarzen Basaltstele neben jedem Baum: Sie steht als kristalline Form für Struktur und Stabilität, während die Eiche als lebendiger Organismus stetige Veränderung und Entwicklung symbolisiert. Ähnliche Gegensatzpaare findet ihr übrigens in vielen Werken des Künstlers. Dass die „7000 Eichen“ gerade am Anfang zu vielen Diskussionen in Kassel führten, gehörte für Beuys untrennbar zum Charakter des Kunstwerks. Denn erst dadurch wurde es ganz in seinem Sinne zu einer durch und durch Sozialen Plastik, die bis heute ihre Wirkung entfaltet. 1987 gingen die „7000 Eichen“ als Schenkung in den Besitz der Stadt Kassel über.

„Beuys to go“: Begebt euch auf die Spuren der Beuys-Eichen

Pünktlich zum 100. Geburtstag von Joseph Beuys hat die Kasseler cdw Stiftung einen neuen Spaziergangsführer mit dem Titel „Beuys to go“ veröffentlicht, mit dem ihr euch auf spannende Entdeckertouren zu den „7000 Eichen“ begeben könnt. Das ist auch mit den kostenlosen Audioguides der Stiftung möglich, die kostenlos zum Download bereitstehen und außerdem bei izi-Travel, komoot oder outdooractive zu finden sind. Auf insgesamt sieben unterschiedlichen Routen erlebt ihr die vielen Facetten des grünen Kunstwerks und lernt gleichzeitig die documenta-Stadt kennen.

Schlitten, Zeichnungen und mehr:
Beuys in der Neuen Galerie

Wenn ihr neben den „7000 Eichen“ auch weitere Werke von Joseph Beuys in Kassel erleben möchtet, solltet ihr unbedingt die Neue Galerie besuchen: Hier hat der Künstler im Jahr 1976 eigenhändig einen Raum im Erdgeschoss gestaltet. Mit „The Pack“ (Das Rudel) erwartet euch hier eine seiner bedeutendsten Installationen. Sie besteht aus einem alten VW-Bus und 24 Schlitten, die unter anderem mit Filzdecken und kleinen Fettportionen ausgestattet sind – vermutlich die bekanntesten Materialien, mit denen Beuys gearbeitet hat. Außerdem zu sehen sind 29 Zeichnungen aus seinem Frühwerk, in denen sich bereits viele seiner späteren Ideen andeuten. An der gegenüberliegenden Wand schließlich findet ihr vier Vitrinen mit kleineren Werken.

Joseph Beuys Kunstgeschichte Neue Galerie Kassel Das Rudel The Pack

Joseph Beuys ist übrigens nicht der einzige berühmte Künstler, dessen Arbeiten ihr in der Neuen Galerie bewundern könnt: Auch Werke von Andy Warhol, Gerhard Richter und vielen anderen werden in der Kasseler Sammlung der Moderne ausgestellt. Im Obergeschoss lädt außerdem die Präsentation »about: documenta« zu einer spannenden Reise durch die Geschichte der renommierten Ausstellungsreihe ein.

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